Dem Abgrund einen Schritt näher
Dem
Abgrund einen Schritt näher
Eine
Stunde bis zum ersten „Torschuss“, nicht mehr als fünf erfolgreiche
Passstationen am Stück, Barrys Ausraster nach dem Spiel, Platz 17 in der
Tabelle und punktgleich mit den ersten beiden Abstiegsplätzen. Für alle
Fußballromantiker gleicht dieses Szenario einem Alptraum, doch am Bornheimer
Hang ist dieser Zustand mittlerweile bitterer Realität.
Nach der Entlassung von Roland Vrabec blieb
ein Scherbenhaufen zurück. Verängstigt und teilnahmslos wirkende Spieler,
Zuschauerränge die sich von Spiel zu Spiel leeren und eine Schockstarre im
Präsidium. Der FSV blickt auf einen sportlichen Absturz, der unaufhaltsam
Formen annimmt. Die Zeiten in denen man „aus eigener Kraft“ und „gemeinsam“ das
Ruder rumzureißen wollte wichen allgemeiner Kapitulation. Der neue Trainer Gino
Lettieri, der von Duisburger Anhängern bis heute als Aufstiegsheld gefeiert
wird, setzte dort an, wo Vrabec aufgehört hat. Die Gestaltung einer
Rumpf-Truppe die keine ist. Zum Debüt bekam er eine bittere 0:1 Niederlage
gegen den Halleschen FC serviert. Nach dem Abpfiff versuchte er im
kicker-Interview die Leistung seiner Mannschaft zu relativieren und sprach
davon, dass der FSV „nicht schlechter als Halle war“ und sie lediglich „im
letzten Drittel schwächelte“. Etwas deutlichere Worte fand Clemens Krüger: „Es
war bedenklich was die Mannschaft heute angeboten hat.“ Bedenklich… Eine
Untertreibung, weil ihm selbst die Ideen ausgehen? Angst davor die Fans weiter
zu verärgern? Die Befürchtung davor, dass die Spieler sich vom Verein distanzieren,
weil sie wissen, dass sie ohne Probleme einen neuen Verein finden bzw. von
ihrer Leihe zurückkehren?
Die Leistung war scheiße. Man kann es nicht
schön reden oder glücklicher formulieren. Natürlich gräbt man sich parallel
sein eigenes Grab, wenn man erneut einen noch tieferen Tiefpunkt in der Saison
datiert, aber wenn etwas scheiße ist, ist es einfach scheiße. Man muss kein
Experte sein, um zu erkennen, wie heikel die aktuelle Situation ist und dass
fast schon ein Wunder geschehen müsste, um den Kopf aus der Schlinge ziehen zu
können, aber leere Phrasen helfen dabei eben so wenig. Lettieri muss es schaffen
klare Worte zu finden und der Mannschaft ihre eigenen Fehler aufzeigen. Die
fehlende Selbstreflexion stört mich dabei am meisten. Schadensregulierung die
soweit greift, dass keinerlei Risiken mehr eingegangen werden. Es wirkt so, als
ob man den Ball lieber so lange zirkulieren lässt ohne eine Risiko einzugehen,
als dass man auch mal mit Spielwitz einen Fehler begeht. Die Angst vor der
wachsenden Fallhöhe bestimmt überwiegend die taktische Ausrichtung. Davon kann
man sich Nichts kaufen, davon wächst auch nicht das Selbstvertrauen und vor
allem erhält man keine Punkte. Die Abstimmungsfehler in der Häufigkeit gegen Halle
waren mehr als grenzwertig und zeigen deutlich auf wie sehr eine Spielidee
schwindet. Es wirkt, als sei das Scheitern eines Versuches weitaus schlimmer,
als das Scheitern ohne es zu versuchen. Mein Appell an die Mannschaft ist es,
den Mut zu finden etwas zu riskieren und sich mit seinen Leistungen auseinander
zu setzen. Lieber am letzten Spieltag absteigen und sagen man hat es versucht,
als sich bereits jetzt seinem Schicksal zu ergeben.
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