Die Blockade im Kopf


Die Blockade im Kopf


Es ist keine Schande hinzufallen, aber es ist eine Schande, einfach liegenzubleiben.

— Theodor Heuss

 

Am Samstag, den 25. Februar, empfing der FSV Frankfurt Hansa Rostock zum Kellerduell der dritten Liga, 15. gegen Zwölfter. Ein Spiel, welches die Tabellensituation der beiden Mannschaften nicht besser hätte widerspiegeln können. Frankfurt, als auch Rostock, musste punkten, um nicht tiefer in den Abstiegsstrudel gezogen zu werden. Doch anhand der Spielweise beider Teams, konnte man den Ernst der Lage keinesfalls erkennen.

Frankfurt startete in den ersten 45 Minuten von links nach rechts und begann druckvoll. Hoher Ballbesitz und frühes Pressing unterstütze die Überlegenheit des FSVs und ließ die Gäste zunächst nicht ins Spiel kommen. Jedoch verhalf das optische Ungleichgewicht nicht in der Offensive gefährlich zu werden. Frankfurt gelang es im Angriffsdrittel nicht eine einzige  Spielidee zu entwickeln und passte den Ball häufig zurück in die eigene Abwehrreihe, statt einen riskanten Pass in die Tiefe zu wagen. Jedoch kam von Rostock noch weniger. Die erste Torchance des Spiels hatte somit auch das Geburtstagskind Cagatay Kader, der nach guter Hereingabe von Morabit den Ball knapp am Rostocker Kasten vorbei drückte. Dies war leider die einzige Situation, in der man Kader gewinnbringend ins Offensivspiel einsetzten konnte, da er meist im Ballbesitz vollkommen allein gelassen wurde und nicht auf die Unterstützung seiner Teamkameraden zählen konnte. Über die rechte Seite lief nahezu nichts. Der ambitionierte Heimspieldebütant Dennis Russ versuchte häufige Male seine Schnelligkeit auf dem Flügel auszuspielen, aber scheiterte häufig am Zusammenspiel mit Patrick Ochs, der an diesem Tag bislang nicht glänzen konnte. Frankfurts Abstimmungsfehler in der Offensive weckten dann auch die Gäste, die nach 20 gespielten Minuten am Spiel teilnahmen.Sie erkannten, dass Ochs und Pirson nicht auf der Höhe waren und testeten deren Unaufmerksamkeit. Ochs verlor häufig den Ball im Spielaufbau. Pirson schoss nach einem Freistoß vor dem eigenen Tor den Rostocker Stürmer Benyamina aus kürzester Distanz  an und brachte sich damit selbst in Schwierigkeiten. Beide Teams gaben sich zur Pause mit dem 0:0, nach ereignisarmer erster Halbzeit, zufrieden.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam der FSV wieder besser aus der Kabine und hatte bereits in der 47. Minuten die erste große Chance. Kader lief nach einem starken Solo in den Sechszehner der Hansa, aber statt den Abschluss zu suchen verlor er innerhalb von Hundertstelsekunden jegliches Selbstvertrauen und vertändelte durch eine schlampige Ablage den Ball. Postwendend fand auch Rostock statt. Holthaus setzte durch einen Pass in die Schnittstelle der Frankfurter Abwehr Quiring schön in Szene, doch dessen Abschluss ähnelte mehr einer Rückgabe, als einem Torschuss. Frankfurts Defensive geriet deutlich ins Schwimmen. Der sonst so starke Shawn Barry schien häufige Male desorientiert und wirkte unsouverän. Im weiteren Spielverlauf versuchten die Bornheimer das Spiel wieder an sich zu reißen. In der 57. Minuten hatte Ornatelli mit seinem Distanzschuss aus knapp 25 Metern die beste Gelegenheit des Spiels. Hansas Keeper Schuhen schaffte es aber noch die Hand an den Ball zu bekommen und lenkte das Spielgerät über die Querlatte. Mit der Einwechslung von Stark brachten die Frankfurter weiteren Schwung in die Offensive und legten kurz darauf eine weitere Großchance hinterher. Wieder ist es Kader, der kurz vor dem Fünfmeterraum mit dem Kopf an den Ball kommt, aber Schuhen pariert erneut bravourös und kratzt den Ball in höchster Not von der Linie. Die situative Überlegenheit bezeichnete jedoch keinesfalls das Spiel an sich. Frankfurt kam nur noch über die linke Seite. Mit der Auswechslung von Russ war die rechte Offensivseite geschlossen. Frankfurt stand sich mit vier Mann gegenseitig auf dem linken Flügel auf den Füßen und nutze den erschreckend großen Raum auf der gegenüberliegenden Seite nicht. Hansa verriegelte weiterhin den eigenen Kasten und kam selbst noch zweimal gefährlich vor das Frankfurter Tor. Erst versuchte es Benyamina, nachdem er sich im eins gegen eins durchsetzt hatte den Ball an Prison vorbeizulegen und kurz darauf setzte Quiring noch einen Distanzschuss knapp am Tor vorbei. In der Schlussviertelstunde schoss Ochs nach ansehnlichem Sololauf den Ball an den Pfosten, aber im Verbund erspielte man sich keine weiteren Torchancen mehr. Beide Mannschaften mussten sich schließlich mit dem torlosen Remis begnügen, obwohl für beide drei Punkte Pflicht waren.

 Frankfurt hatte zwar mehr vom Spiel, aber stand sich des Öfteren selbst im Weg. In der ersten Halbzeit schaffte man es einfach nicht Kader ins Spiel einzubinden, da Morabit mehr nach hinten arbeiten musste, als vorne für Gefahr zu sorgen. Ochs und Russ sind sich auf der rechten Außenbahn noch nicht per du und hatten häufig Abstimmungsfehler.  Bahn von Beginn an für Stark zu bringen war ein Fingerzeig in die richtige Richung, jedoch merkte man, dass er sich in der offensiven Zentrale weitaus wohler fühlt, als in der Defensive. Ornatelli war bemüht, aber auch im fehlt zurzeit noch die Leichtigkeit mit der er in der Hinrunde aufspielte. Allen in allem ein Unentschieden wie im Buche steht. Das fatale an der Situation ist jedoch, dass Frankfurt im Minutentakt sichtlich das Selbstvertrauen verlor. Der einfach Spielaufbau schien immer zäher und risikoarmer zu werden, umso näher sich der Pfiff anbahnte. Ebenso uninspiriert agierten die Offensivakteure. Der Mut selbst den Torabschluss zu suchen war schlichtweg nicht vorhanden. Kader, als auch Morabit suchten verzweifelt nach besser positionierten Mitspielern, statt sich selbst den Frust von der Seele zu schießen. Frankfurt funktioniert auch in diesem Spiel nicht mit zwei Spitzen. Gegen ein ähnlich schwaches Team ist der Schaden überschaubar, aber sobald ein spielerisch stärkeres Team auf dem Platz steht, werden diese Schwachstellen ausgenutzt. Die Offensive und die Defensive agieren zurzeit zusammen wie Fremdkörper und finden nur wenig Anschluss miteinander. Vrabec muss einen Weg finden das Mittelfeld stärker zu besetzen, obgleich er es mit zwei Sechsern oder zwei Achtern versucht, auf Dauer wird ihm das 4-4-2-System früher oder später um die Ohren fliegen oder den Job kosten.

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